Aktuelle Umfrage: Akteure im Gesundheitswesen verkennen Einsparpotenzial

HEXAL startet Informationsaktion „Biosimilars schaffen Freiräume“

Berlin/Holzkirchen, 29. September 2010 – Zwei Drittel der Gesundheitspolitiker, Kostenträger und Leistungserbringer im deutschen Gesundheitswesen wissen bislang nur wenig oder nichts über Biosimilars. Dies ergab eine von HEXAL beauftragte Umfrage, die im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt worden ist. Dabei seien Biosimilars, also Nachfolgepräparate von Biopharmazeutika, deren Patentschutz abgelaufen ist, aus medizinischer Sicht nicht mehr wegzudenken, betonte Professor Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Offenbach: „Durch den konsequenten Einsatz der preisgünstigeren Biosimilars könnten erhebliche Kosten eingespart und somit mehr rückfallgefährdeten Brustkrebspatientinnen als derzeit eine effektive Therapie angeboten werden“.

Das Einsparpotenzial durch Biosimilars verdeutlichte HEXAL-Vorstandsmitglied Wolfgang Späth: Bis 2020 könnten über acht Milliarden Euro eingespart werden. Das Unternehmen startet mit der Website http://www.biosimilars-schaffenfreiraeume.de, mit einer Plakataktion und Events eine Informationskampagne zu Biosimilars.
Wenig bis gar keine Kenntnisse über Biosimilars haben zwei Drittel der befragten Ärzte, Politiker und Vertreter von gesetzlichen Krankenkassen (GKV), Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und Ärzte-Verbänden. Rund 40 Prozent konnten den Begriff nicht korrekt definieren. „Hier überrascht der überproportional hohe Anteil bei den Kostenträgern", kommentierte Dr. Helmut Jung, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens GMS Dr. Jung in Hamburg die Ergebnisse der Umfrage. „80 Prozent der Befragten gaben außerdem an, dass das durch Biosimilars gegebene Einsparpotenzial bislang nicht ausgeschöpft würde", berichtete Jung. „Insgesamt wünschen sich die Befragten mehr Informationen und eine bessere Informationspolitik, damit das Einsparpotenzial künftig besser ausgeschöpft und das Vertrauen in Biosimilars gestärkt wird", fasste Jung zusammen.</p>
Von der Entwicklung zum therapeutischen Einsatz – Beispiel Brustkrebs
„Biopharmazeutika sind eine medizinische Revolution, denn sie tragen zu deutlich höheren Überlebensraten bei schwerwiegenden Erkrankungen bei", sagte Dr. Klaus Graumann, Leiter der Globalen Technischen Entwicklung der Sandoz-HEXAL-Gruppe, „mit Biosimilars wird diese Arzneimittelklasse erschwinglich". Die besondere Herausforderung bei Biosimilars skizzierte Graumann so: „Biosimilars sind aufgrund ihrer Molekülstruktur wesentlich komplexer als klassische Generika. Je komplexer ein Arzneimittel, desto schwieriger sind Entwicklung und Herstellung und desto höher liegen die Entwicklungskosten". Während klassische Generika chemisch hergestellt werden, gewinnt man die hochmolekularen Biopharmazeutika in komplizierten und langwierigen Prozessen aus lebenden Zellen. Die Entwicklungszeit eines Generikums liegt bei rund drei bis vier Jahren, bei Biosimilars ist diese Zeit mehr als doppelt so lang. Auch die Entwicklungskosten unterscheiden sich gravierend: Bei einem niedermolekularen Generikum liegen diese bei drei bis fünf Millionen Euro, für die Entwicklung eines Biosimilars fallen zwischen 100 bis 150 Millionen Euro an. Auch die Zulassung ist wesentlich umfangreicher und strenger als bei klassischen Generika: Die europäische Zulassungsbehörde EMA verlangt zahlreiche analytische Untersuchungen und klinische Studien. Damit sind die Kriterien fast so streng wie bei einer Neuzulassung. Bioäquivalenzstudien wie bei Generika reichen hier bei weitem nicht aus", so Graumann. Das Ziel des Zulassungsprozesses: Der Hersteller muss nachweisen, dass ein Biosimilar hinsichtlich seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften sowie seiner biologischen Aktivität und Reinheit dem Erstanbieterpräparat entspricht und dass es eine vergleichbare klinische Sicherheit und Wirksamkeit aufweist. „Wird ein Biosimilar von der EMA zugelassen, ist das ein Gütesiegel und Garant für die hohe Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit", fasste Graumann zusammen. HEXAL hat bereits für zwei Biosimilars die EMA-Zulassung erhalten.
Aus dem Einsatzgebiet eines der beiden Präparate berichtete Jackisch. „Jährlich erkranken allein in Deutschland 55.000 Frauen neu an Brustkrebs, 18.000 sterben an den Folgen des Mammakarzinoms", bilanzierte der Onkologe. Aufgrund verbesserter Diagnostik und Therapien sei diese Zahl gegenwärtig jedoch rückläufig. Neben der operativen Therapie kommt systemischen Maßnahmen wie der Chemotherapie eine entscheidende Rolle zu. Diese wird vor allem bei Hochrisikopatientinnen mit hohem Rückfallrisiko adjuvant, also unterstützend nach der Operation angewandt. Heute ist es State of the Art, bei diesen Patientinnen die Dosisintensität der Chemotherapie zu steigern. Hierzu wird die Zeit zwischen zwei Chemotherapien um eine Woche von 21 auf 14 Tage verringert. Um das Ausmaß der Knochenmarksschädigung durch die Chemotherapie zu reduzieren, muss ein Medikament gegeben werden, das die Ausschüttung von Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen beschleunigt. Hier kommt ein Granulozytenkoloniestimulierender-Faktor (G-CSF) zum Einsatz. „G-CSF schützen den Organismus vor den gefürchteten, durch die Chemotherapie ausgelösten, schwerwiegenden Infektionen", erklärte Jackisch. „Zwar zählen sie zu den relativ teuren Medikamenten, sie ermöglichen jedoch erst solch wichtige und lebensverlängernde Behandlungen." Er plädiert für einen häufigeren Einsatz von Biosimilars: „Sie erzielen aufgrund vergleichbarer Wirksamkeit und Therapiesicherheit die gleichen Ergebnisse wie Erstanbieterpräparate."
Informationsaktion: Mehr Wissen, mehr Dialog, mehr Gestaltungsspielraum
„HEXAL engagiert sich im Bereich Biosimilars, um den Bedarf an kostengünstigeren, aber qualitativ gleichwertigen Alternativen zu decken", informierte Späth. Laut einer Studie des IGES-Instituts liege das Einsparpotenzial von Biosimilars bei über acht Milliarden Euro bis zum Jahr 2020. Ab 2017 werden Einsparungen in Höhe von einer Milliarde Euro pro Jahr erwartet. „Damit weisen Biosimilars einen klaren Weg aus der Kostenfalle", so Späth. Bis zu 30 Prozent ließen sich bei manchen Arzneimitteln einsparen, wenn Biosimilars anstatt der Erstanbieterpräparate eingesetzt würden. Da es sich um Arzneimittel handle, deren Entwicklung und Herstellung aufwändig und nur von finanzkräftigen sowie wissenschaftlich bestens aufgestellten Unternehmen zu leisten sei, könnten Biosimilars nie so günstig sein wie Generika. „Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Behandlungszahl steigen wird, sollten alle Beteiligten bereits jetzt zum Wohle der Patienten handeln und das Milliarden-Einsparpotenzial realisieren", forderte Späth, „sonst bleiben finanzielle Freiräume weiter ungenutzt." Die Umfrage habe bestätigt, dass auch die Biosimilars-Hersteller hier eine Verantwortung tragen: „Wir wollen dem Wunsch nach mehr Information nachkommen und mit den Entscheidern und Gestaltern des deutschen Gesundheitssystems in den Dialog treten. Deshalb startet HEXAL eine Biosimilars-Informationsaktion". 
Quelle: Pressekonferenz „Biosimilars schaffen Freiräume. Aktuelle Umfrage: Akteure im Gesundheitswesen verkennen Einsparpotenzial", 29.09.2010, Berlin.

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